Ich habe diesen Beitrag das Auf und Ab der Masterarbeit getauft. Genau genommen könnte er aber auch „Das Auf und Ab der Hausarbeit oder Bachelorarbeit“ heißen. Kennt ihr das?
Die Arbeit liegt vor euch, es ist noch Zeit da, prinzipiell gibt es einiges zu schreiben, aber ihr schafft es nicht, so richtig loszulegen? Und dann kommen immer noch die nervigen Fragen aus dem Bekanntenkreis, wie weit die Arbeit denn ist. Und am liebsten würde man antworten: Sorry, ich habe nichts, gar nichts. Ich hänge und niemanden nervt es mehr als mich selbst. Stattdessen, flüchtet man sich aber in abschweifenden Erklärungen, dass man ja gerade auch viel andere zu tun habe … Ja. So ging es mir in letzter Zeit häufig.
Nach einigen Jahren als Studentin kenne ich mich aus mit Tiefphasen in wissenschaftlichen Arbeiten. Es verunsichert mich nicht mehr so stark wie am Anfang. Ich weiß, dass diese Tiefphasen normal sind, aber ich weiß auch, dass sich immer eine Lösung ergibt.
Das versteckte Problem
Es gibt gute und es gibt schlechte Tage, all das ist vollkommen normal. Aber eins habe ich mittlerweile gelernt: Irgendwann ist die Arbeit beendet und rückblickend erscheint alles sehr viel einfacher, als wenn man knietief in einem Problem steckt. Und meist gibt es ein verstecktes Problem, dass einen in die Prokrastination treibt. Man muss es nur finden und lösen, auch wenn das manchmal nicht so einfach ist.
Der Spruch „Man wächst an seinen Herausforderungen“ ist zwar abgelutscht, aber es steckt so viel Wahrheit darin. Mit jedem Problem wächst man ein Stück weiter. Man erwirbt nicht nur weiteres Wissen, weil man viel liest, man lernt auch sehr viel praktischer: Das Strukturieren der Arbeit, das richtige Recherchieren, der Umgang mit Problemen.
Eine Tiefphase in der Masterarbeit habe ich gerade erst hinter mir. Wochenlang habe ich nicht daran gearbeitet, habe das Ganze vor mir hergeschoben. Es gibt ja auch immer wichtigeres zu tun. Erst dachte ich, es läge daran, dass ich immer wieder von Erkältungen geplagt wurde und auch sonst wenig Zeit war, aber meist ist die fehlende Schreibzeit nur ein Symptom für ein anderes Problem. Denn Zeit findet man immer irgendwie.
Aber tatsächlich gab es ein Problem, dass ich scheinbar beständig in meinem Inneren hin- und hergeschoben habe. Aber nun ist der Knoten geplatzt und ich habe die Hoffnung, meinen Zeitplan wieder einzuholen, dem ich mittlerweile über einen Monat hinterherhinke.
Ich liebe den Flow (wenn er denn kommt)!
Wenn man das Problem erstmal identifiziert und gelöst hat, dann kommt der Flow. Ich liebe ihn. Denn wenn man erstmal in einem Flow ist, liegt der Weg plötzlich ganz klar vor einem ausgebreitet und man muss ihn nur noch entlanggehen. Die Anfangsphase ist tatsächlich die schwierigste, wenn der Weg erst einmal gefunden wurde, warten nur noch wenige Unwägbarkeiten auf der Strecke.
Gerade bin ich einfach nur froh, dass ich meinen Weg wiedergefunden habe. Endlich habe ich wieder an der Arbeit geschrieben und dabei nicht nur knappe zehn Seiten produziert, sondern eine Basis gefunden, mit der ich arbeiten kann. Das Schreiben ist dann tatsächlich nur noch Nebenwerk.
Mein Plan für die Masterarbeit besteht nun darin, schnellstmöglich die Theorie aufs virtuelle Papier zu bringen, um im Juni wie geplant in meinen empirischen Teil starten zu können. Dann fehlt nur noch die Auswertung und ich bin, ja, fertig. Man merkt, ich habe gerade Aufwind und alles klingt ganz einfach. Drückt mir die Daumen, dass es so bleibt. Denn obwohl ich weiß, dass Tiefphasen normal sind, bewege ich mich doch lieber in Hochphasen.
(Wer das Thema anhand der Literaturauswahl errät, kriegt übrigens einen Keks. Ich glaube, ich habe mich noch nie bei einer Recherche in so viele fachliche Richtungen gleichzeitig bewegt.)