Die Frankfurter Buchmesse 2017, das waren für mich drei Tage vollgepackt mit tollen Buchmenschen, interessanten Autorengesprächen und faszinierenden Entdeckungsreisen durch die Messehallen.
Freitag bis Sonntag war ich dieses Jahr auf der Frankfurter Buchmesse. Ich habe einiges erlebt und liste euch hier meine Highlights auf:
Gespräch mit Marion Poschmann
Meine erste Veranstaltung auf der diesjährigen Buchmesse war ein Gespräch mit Marion Poschmann mit dem stellvertretenden Leiter des Kulturressorts des Spiegel Sebastian Hammelehle über ihr Buch »Die Kieferninseln«. Dafür bin ich extra früh aufgestanden, denn schließlich habe ich das Buch frisch ausgelesen. Und es hat sich gelohnt: Fachsimpeleien über Geister und Doppelgänger, Haikus und die japanische Kultur. Das bringt besonders viel Spaß, wenn die Lektüre noch so präsent ist. Leider hätten die Fragen an einigen Stellen pfiffiger sein und die Antworten mehr auf das Feedback der Autorin eingehen können, aber es war dennoch bereichernd.
Das letzte Mal habe ich Marion Poschmann bei einer Lesung zur »Hundenovelle« gesehen (ein tolles Buch!) und sehr positiv in Erinnerung behalten, auch wenn es schon so viele Jahre her ist. Sie hat noch immer diese ruhige und herzliche Ausstrahlung, die mir damals schon so gefallen hat. Autorengespräche bieten für mich persönlich weit mehr als Lesungen. Hier habe ich die Möglichkeit, Hintergrundinformationen zu bekommen und den Menschen hinter dem Buch kennenzulernen. Am Ende habe ich auch noch ein schönes Autogramm bekommen.
Gespräch mit Marion Poschmann.
Autogramm von Marion Poschmann.
Gespräch mit Alina Bronsky
Alina Bronsky hatte diesmal glücklicherweise nicht nur einen Termin auf der Buchmesse. Ich war schon ganz traurig, dass ich sie einmal verpasst hatte, aber dafür habe ich es zum nächsten Termin von der Süddeutschen Zeitung mit Roswitha Budeus-Budde als Gesprächspartnerin geschafft. Ich bin ein riesiger Fan von Alina Bronsky habe ich tatsächlich alle Bücher gelesen – bis auf die Neuerscheinung »Und du kommst auch drin vor«. Um diesen Jugendroman drehte sich das Gespräch und er wird definitiv bald bei mir einziehen.
Ich schätze die Autorin für ihre alles andere als stromlinienförmigen Protagonisten und den stellenweise bitterschwarzen Humor. Wenn man ein Buch aus ihrer Feder liest, weiß man einfach, dass einen alles andere als Standard erwartet. Auf ganz unterschiedliche Weise hat mich bisher jedes Buch von ihr überrascht und begeistert.
Nun habe ich sie endlich einmal live gesehen und das mit einer tollen Interviewparterin als Gegenüber. Das, was mir beim Gespräch mit Marion Poschmann stellenweise fehlte, war hier gegeben: Richtiges Nachfragen und Begeisterung für die Gesprächspartnerin und das Buch! Danke an Roswitha Budeus-Budde an dieser Stelle.
Und auch hier gab es ein Autogramm. Juhu. Leider nicht im Buch, hätte es das zu kaufen gegeben, hätte ich sofort zugegriffen. So musste ich mit einer Postkarte vorliebnehmen.

Autogramm von Alina Bronsky.
Gespräch mit den Preisträgern des deutschen Jugendliteraturpreises
Am Freitagabend wurde der deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. Vergeben wird der Preis in den Kategorien Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Außerdem gibt es den Preis der Jugendjury, den Sonderpreis Gesamtwerk 2017 und den Sonderpreis Neue Talente 2017. Am Samstag nach der Preisverleihung gab es ein moderiertes Gespräch mit den Preisträgern. Die Vorsitzende der Kritikerjury, Birgit Müller-Bardorff, hat das Gespräch moderiert.
Anwesend waren leider nicht alle Preisträger. Bonnie-Sue Hitchcock war mit ihrer Übersetzerin Sonja Finck dort. Sie wurde für »Der Geruch von Häusern anderer Leute« als Jugendbuch ausgezeichnet. Lustigerweise habe ich das Buch zu dem Zeitpunkt gerade gelesen. Auch Becky Albertalli hat teilgenommen: »Nur drei Worte« hat den Preis der Jugendjury gewonnen. Das Buch steht noch ungelesen bei mir im Regal. »Bienen« von Piotr Socha hat den Preis für das Sachbuch gewonnen. Er war mit seinem Übersetzer Thomas Weiler dort. Mir hat imponiert, mit wie viel Begeisterung er von dem Thema seines Buches gesprochen hat. Anwesend war auch Mario Fesler, der mit »Lizzy Carbon und der Klub der Verlierer« den Sonderpreis Neue Talente erhalten hat. Mich freut, dass ein Buch aus dem Magellan Verlag ausgezeichnet wurde!
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einer Frage an Gudrun Pausewang, die zwar nicht mit auf der Bühne saß, aber dafür im Publikum. Ihr wurde der Sonderpreis 2017 für ihr schriftstellerisches Gesamtwerk verliehen. Bisher kenne ich aus ihrer Feder tatsächlich nur »Die Wolke« – das muss sich ändern. Dann wurden die Schriftsteller reihum zu ihren Werken und ihrer Inspiration befragt. Eine schöne Runde, die Lust darauf gemacht hat, all diese Bücher zu lesen. Insbesondere »Bienen« hat es mir angetan und wird wohl bald bei mir einziehen.

Gespräch mit den Preisträgern des Jugendliteraturpreises. Von links nach rechts: Thomas Weiler, Piotr Socha, Becky Albertalli, Sonja Finck, Bonnie-Sue Hitchcock, Mario Fesler, Birgit Müller-Bardorff.
Buchbinden mit der Gutenbergschule
Am Sonntag fand morgens ein Buchbinde-Workshop mit den Schülern der Gutenbergschule in Frankfurt am Main statt. Dort kann man sich noch zum Handwerksberuf des Buchbinders ausbilden lassen. Präzision und Geschick sind dabei gefragt, wie ich am eigenen Leib auf der Buchmesse erfahren durfte. Das Material wurde kostenlos zur Verfügung gestellt und die Damen und Herren der Gutenbergschule haben den vielen Besuchern mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
So viele Menschen haben begeistert mitgemacht! Es war unglaublich voll, so voll, dass das Werkzeug nicht annähernd ausgereicht hat. Gleichzeitig haben die Besucher zusammengearbeitet und sich gegenseitig unterstützt. Ein schönes Bild! Und am Ende konnte jeder mit einem kleinen, ledergebundenen Notizbuch nach Hause gehen.
Die Colonia Leather GmbH hat netterweise das Leder für den Einband kostenlos zur Verfügung gestellt. Toll wäre es natürlich, wenn es in Zukunft auch Kunstleder zur Auswahl gäbe. Die sind mittlerweile qualitativ so hochwertig, dass es gar nicht mehr notwendig sein sollte, auf echtes Leder zurückzugreifen.
So viele fleißige Hände beim Buchbinden ...
Die Besucher haben sich gegenseitig unterstützt.
Illumat beim Thüringen-Stand
Den Illumaten habe ich schon vor drei Jahren entdeckt und lieben gelernt. Dieses Jahr habe ich vielleicht etwas übertrieben und war so oft da wie noch nie, insgesamt fünfmal. Die Wartezeiten variieren von zehn Minuten bis zu einer guten Stunde. Ihr fragt euch, was der Illumat ist? Gegen eine kleine Spende zeichnen Illustratoren ein kleines Bild gemäß dem Wunsch, den du auf einen Zettel schreibst. Je nachdem wie abstrakt die Angabe ist, kann etwas ganz unterschiedliches dabei herauskommen. Meine fünf Bilder sind wieder einmal so toll geworden!
Gleichzeitig gibt es beim Thüringen-Stand noch kostenloses Tourimaterial wie Wanderkarten und Co. und eine tolle Leinentasche, die ich als ehemalige Thüringer Studentin natürlich gerne mit mir rumtrage. Und wenn man drei typische Punkte für Thüringen nennt, bekommt man sogar einen Playmobil-Goethe. Tschakka!
So funktioniert der Illumat.
Hier werden die Wünsche und Spenden eingeworfen.
Bild 1 aus dem Illumaten: Ein lesendes Eichhörnchen.
Bild 2 aus dem Illumaten: Fuchs trifft Hase.
Bild 3 aus dem Illumaten: Tiere im Wald feiern eine Party.
Bild 4 aus dem Illumaten: Das Eichhörnchen hat eine zündende Idee!
Bild 5 aus dem Illumaten: Marit auf der Suche nach der verlorenen Zeit.
Die Bilder, die nicht abgeholt wurden, werden hier für die Auftraggeber aufgehängt.
Am Thüringen-Stand gab es neben dem Illumaten auch Material für den nächsten Thüringen-Ausflug und einen Playmobil-Goethe.
Ausflug in die Papeterie
Die Papeterie findet sich in der Halle 4.0 bei den Dienstleistern und den ausländischen Verlagen. Hier ist es meistens sehr ruhig, sodass man einmal durchatmen und in Ruhe durch das Angebot stöbern kann. Normalerweise treibe ich mich in diesem Bereich der Messe aber selten bis gar nicht herum. Allerdings war ich mit einer Freundin bei dem Stand von meinmangashop.de, um Stifte fürs Bullet Journaling zu erstehen und eine andere Kundin gab uns den Geheimtipp, dass Leuchtturm besonders günstige Messepreise hat. Also sind wir kurzfristig dorthin gewandert.
Der Weg in diese ruhige Halle hat sich wirklich gelohnt. Ich habe nicht nur günstig einige Bücher von Leuchtturm erstanden (unter anderem ein Lesetagebuch mit Prägung), sondern habe dabei auch noch schöne Karten entdeckt. Ich bin immer auf der Suche nach Postkarten zu Weihnachten oder zum Geburtstag, die man sonst nicht überall findet, also habe ich hier zugegriffen. Das ist also ein kleiner Geheimtipp für das nächste Jahr.
Meine Ausbeute beim Messeverkauf von Leuchtturm.
Material fürs Bullet Journaling und meine Zeichenversuche.
Es gab so viele schöne Postkarten: Hier von dem Label MsSlow.
Diese Postkarten von Lazzaro Art gibt es in keinem Onlineshop zu kaufen.
Diese Karten stammen aus dem Gutrath Verlag.
Und sonst so?
Neben diesen Highlights habe ich auch noch weitere Veranstaltungen besucht. Unter anderem war ich bei einer Lesung von Ursula Poznanski, habe bei einem Gewinnspiel des Hörbuchverlags Steinbach sprechende Bücher teilgenommen und habe ein Panel im Azubistro zum Thema Blog-Verlags-Beziehungen besucht. Außerdem habe ich einige Freunde und ehemalige Kollegen wiedergesehen. Alles in allem eine tolle Messe.
Es gab aber auch negative Ereignisse: Wie ihr alle sicherlich wisst, waren einige rechte Verlage auf der Buchmesse anwesend. Im Gegensatz zur diesjährigen Leipziger Buchmesse habe ich diesmal nichts von den Demonstrationen und auch nichts von den Ausschreitungen mitbekommen. In Leipzig waren die Verhältnisse ähnlich: Rechte und linke Verlage nah beisammen, rechte Verlage sogar direkt neben der Drei Steine-Ausstellung. Auch dort wurde demonstriert, allerdings ohne dass es zu Gewalt kam. Es wurde friedlich auf rechte Verlage, ihre Ansichten und die von ihnen ausgehende Gefahr aufmerksam gemacht.
Wie gesagt: Ich war bei den Ereignissen in Frankfurt nicht dabei und habe außer auf Twitter und in diversen Medien nichts davon mitbekommen. Dort ist die Stimmung sehr aufgeheizt gewesen. Mir persönlich fällt es schwer, eine Meinung zu finden. Sicher, mir würde eine Buchmesse ohne rechte Verlage besser gefallen. Ich unterstütze diese Verlage und Publikationen in keiner Weise. Aber ich verstehe die Organisatoren der Buchmesse insofern, als dass es schwer ist, eine Grenze zu ziehen. Rechte Verlage werden also ausgeschlossen. So weit, so gut. Aber was ist mit anderen Verlagen, die teils extremen Einstellungen folgen, in welchem Bereich auch immer?
Gleichzeitig gibt es ein weiteres Problem: Diese Verlage und ihre Publikationen sind erlaubt. Die Bücher sind erhältlich. Und solange sie nicht verboten sind, finde ich es richtig, darüber informiert zu werden. Und sei es durch eine Demonstration gegen diese Verlage auf der Messe, wie ich es in Leipzig mitbekommen habe. Wir können uns davor nicht verschließen. Ideal wäre natürlich eine deutlichere Positionierung der Messeleitung gewesen.
Gleichzeitig ist natürlich jedes Auftauchen des Themas in den Medien negativ. Denn wie jeder PRler weiß: Auch negative Publicity ist Publicity. Viel schöner wäre es doch, wenn diese Menschen keine Aufmerksamkeit erhalten und irgendwo in der Versenkung verschwinden. Hier kommt auch ein schönes Paradoxon zum Vorschein: Ich möchte ihnen keine Aufmerksamkeit gönnen und dennoch schenke ich sie ihnen, indem ich mich gegen sie positioniere. Ein schwieriges und sehr komplexes Thema.
Damit schließe ich meinen Beitrag zur Frankfurter Buchmesse. Alles in allem hatte ich drei schöne Tage in den Hallen und freue mich auf das nächste Jahr!