The Fourth Monkey – J. D. Barker

The Fourth Monkey – J. D. Barker

Hier ist Hochspannung garantiert: J. D. Barker hat mit »The Fourth Monkey« einen gelungenen ersten Auftakt seiner Thriller-Reihe veröffentlicht. Die Ermittler sind dem Four-Monkey-Killer auf der Spur, der sich den Leitspruch »Nichts Böses tun« seit fünf Jahren auf die Fahnen geschrieben hat. Die Verfolgung von 4MK ist spannend, unterhaltsam und überraschend.

Ein Mann kommt bei einem Unfall ums Leben. Bald ist klar: Er ist der berüchtigte Four Monkey Killer, der seit fünf Jahren sein Unwesen treibt. Er bestraft Menschen, die Böses getan haben, indem er ihre Töchter oder andere nahe stehende weibliche Personen entführt und tötet. Nun ist er gestorben – aber er hat ein Tagebuch hinterlassen. Und ein weiteres Opfer, das irgendwo eingesperrt ist. Für die Ermittler Porter, Nash und Clair beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Der Thriller ist insofern extrem spannend, als dass er ganz anders anfängt als sonst: Unser Mörder ist bereits tot. Doch das macht die Suche nach seinem letzten Opfer keinesfalls einfach. Während er die Ermittlungen beschreibt, wechselt J. D. Barker immer wieder die Perspektiven. Mal schlüpft man in die Haut des Detective Sam Porter, mal in die Haut des Opfers Emory und mal in die Haut von 4MK in Form seines Tagebuchs. Dadurch wird ein guter Spannungsbogen über alle Handlungslinien hinweg aufgebaut und angenehm wenig mit harten Cliffhangern gearbeitet.

Ich muss ehrlich sagen, dass mir die Tagebuch-Abschnitte am meisten Spaß gemacht haben. Der arrogante, kühle Blick des 4MK-Killers auf sein junges Ich und die Ereignisse in seiner Jugend sind mehr als unterhaltsam zu lesen. Aus dieser Perspektive würde ich mir ein ganzes Buch wünschen – das würde ich verschlingen. Auch wenn vielleicht alles ein wenig überspitzt dargestellt wurde. In diesen Parts stach auch das Schreibtalent des Autors hervor. Ist der Stil sonst eher klassisch für einen Thriller (angenehm zu lesen, aber nicht herausstechend, keine großen Unterschiede bei den verschiedenen Personen), wechselt er hier ganz klar und gelungen den Tonfall.

Im vorangegangenen Monat hatte ich eine Katze getötet und den steifen Körper dort ans Seeufer gelegt, um zu sehen, was passieren würde.
Keine Angst, die Katze gehörte niemandem, sie war einfach nur ein Streuner. Ein Tigerkätzchen, das im Wald gelebt hatte. Zumindest hatte ich es dort entdeckt. Wenn die Katze irgendjemandem gehört haben sollte, hat sie zumindest keine Marke getragen. Und wenn sie jemandes Hauskatze gewesen sein sollte und ohne Marke frei herumstreunen durfte, dann trägt der achtlose Besitzer die Schuld für den Tod seines Haustieres.
The Fourth Monkey, J. D. Barker, S. 63

Ich habe den Thriller tatsächlich verschlungen. Er ist gut konstruiert und mit einigen überraschenden Wendungen versehen, die ich so wirklich nicht habe kommen sehen. Gerade die ungewöhnliche Konstruktion (der 4MK wird tot aufgefunden) hebt sich der Thriller positiv von anderen des Genres ab. Auch die auftretenden Figuren haben mir gut gefallen: Sie alle wurden sehr lebendig dargestellt und hatten schnell Profil. Sehr gut dargestellt fand ich auch die klassische Polizeiarbeit, die nun mal aus viel Recherchearbeiten besteht.

Apropos Recherche: Der ganze Roman wirkt sehr gut recherchiert. Wenn ein Fachthema angeschnitten wird (beispielsweise Gesichtsrekonstruktion), wird es ausführlich und nachvollziehbar beschrieben. Teilweise fast zu ausführlich, sodass die erklärenden Personen beinahe etwas steif in ihren Ausführungen wirken. Aber auch nur beinahe, die Balance gelingt gerade noch.

Was man noch hinzufügen muss: Der Thriller ist stellenweise brutal (es werden Ohren, Augen und Zungen entfernt), aber auch nicht zu blutrünstig. Es erwartet den Leser kein Splatter-Festival. Der Blick ins Tagebuch des 4MK mag allerdings teilweise verstörend sein – denn auch wenn die Kindheit des Serienmörders erst bilderbuchartig anmutet, merkt man schnell, wie stark er bereits in jungen Jahren geprägt wurde.

Stellenweise driftet der Thriller leider etwas ins Klischee ab: Warum muss der Hauptermittler auch ein vom Schicksal geplagter Mensch sein? Es hätte mir noch ein wenig besser gefallen, wenn es hier keine bittere Hintergrundgeschichte gegeben hätte. Dennoch: Mein Lesevergnügen wurde davon nicht geschmälert.

Was mir allerdings gar nicht behagte war der sexistische Tonfall, der im Revier unter den Ermittlern herrschte. Das ging über Feststellungen wie »Männer dürfen nicht weinen« bis hin zu Sprüchen, die bei der einzigen weibliche Kollegin deutlich unter die Gürtellinie gingen und ganz klar degradierend waren. Und wenn eine Frau klug ist und das lobend erwähnt wird, steht der Lobende natürlich auf sie. Vielleicht – vermutlich – zeichnet das ein realistisches Bild. Doch bei mir verursacht es negative Gefühle: Wenn so etwas immer wieder beiläufig aufkommt, möchte ich es wenigstens kritisiert sehen. Doch alle scheinen sich ganz problemlos damit zu arrangieren – Männer wie Frauen. Manchmal folgt zwar ein Schlagabtausch, aber der befindet sich dann auf einem ähnlichen Level. Selbst wenn aus der Sicht der Frau geschrieben wird, kommt keine einzige kritische gedankliche Anmerkung von ihr. Dabei hätte man es genau dort perfekt platzieren können. Ebenfalls spannend: Die männlichen Ermittler werden mit Nachnamen angesprochen. Die weiblichen nicht. Auch die Kapitelüberschrift heißt dann »Porter«, nicht »Sam«. Beide weibliche Figuren bekommen dagegen den Vornamen als Überschrift (»Clair«). Seltsam. Das war aber auch der einzige fade Beigeschmack, den ich beim Lesen hatte. Vielleicht reagiere ich da aber auch zu empfindlich. Viele andere Leser haben diese Art der Dialoge durchaus als amüsant empfunden.

Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung für diesen spannenden und gut konstruierten Thriller. Ich freue mich bereits auf den zweiten Band. Auch wenn mein persönliches Highlight der Tagebucheinträge dort nur schwer rekonstruierbar sein sollte.

Der Thriller ist als Klappenbroschur unter der ISBN 978-3-7645-0624-7 bei Blanvalet erschienen.

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