Diesmal war es kein Spontantrip wie im letzten Jahr sondern langfristig geplant: Der Besuch auf der Frankfurter Buchmesse. Das war die spannendste Messe seit langem: Neben gesperrten Zugstrecken und Mückeninvasionen haben mich natürlich tolle Bücher und Autoren erwartet. Und das alles bei einem grandiosen Wetter.
Nun aber genug der Vorrede: Hier kommen meine Highlights der Frankfurter Buchmesse.
Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises im Gespräch
Weil es mir letztes Jahr so gut gefiel, habe ich auch dieses Jahr die Veranstaltung in meinen Kalender eingetragen. Und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Spannende Personen und spannende Gespräche. Habe ich bereits erwähnt, dass ich Gesprächsrunden mit Autoren viel bereichernder finde als Lesungen?
Den Sonderpreis für das Gesamtwerk erhielt dieses Jahr der Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn – toll, dass nicht nur Autoren, sondern auch Übersetzer im Rahmen des Preises immer viel Aufmerksamkeit erhalten. Im Interview erzählte Gutzschhahn, dass ein eigener Ton sehr wichtig ist, damit die Übersetzung nicht zu stark vom Übersetzer geprägt ist. Und dass er nur Bücher zur Übersetzung auswählt, die ihn berühren. Daher hat er hat noch nie Fantasy übersetzt: »Das spielt in einer Welt, die ich nicht kenne und 700 Seiten in einer Welt, die man nicht kennt, ist nicht schön.«
Øyvind Torseter hat mit »Der siebente Bruder« den Preis für das Bilderbuch gewonnen. In seinem Buch greift er ein altes Märchen auf und interpretiert es neu. Für ihn die Möglichkeit, Dunkelheit, Humor und Alltägliches miteinander zu kombinieren.
Die japanische Autorin Megumi Iwasa wurde für das Buch »Viele Grüße, Deine Giraffe« im Bereich Kinderbuch ausgezeichnet. Jörg Mühle illustrierte die Geschichte rund um die Giraffe, die eine Brieffreundschaft mit einem Pinguin beginnt, und gibt einen kleinen Einblick in seinen Arbeitsprozess. Ursula Gräfe als Übersetzerin betont die menschliche Komponente der Geschichte, die für Kinder sehr bereichernd ist.
Den Preis für das Sachbuch erhielt »Der Dominoeffekt« von Gianumberto Accinelli mit Illustrationen von Serena Viola. Das, was ich sehen konnte, sieht sehr toll gestaltet aus. In dem Buch werden Beispiele vorgestellt, die zeigen, dass alles in der Welt miteinander verbunden ist und was das Eingreifen des Menschen in die Natur bewirken kann.
Der preis der Jugendjury wurde an »The Hate U Give“ von Angie Thomas verliehen, die leider nicht anwesend sein konnte – immerhin wird ihr Buch gerade in den USA verfilmt. Für das Buch kann ich nur eine Leseempfehlung aussprechen: Es hat den Preis zu Recht gewonnen.
Und zu guter Letzt: Mit dem Preis für das Jugendbuch wurde »Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß« von Manja Präkels ausgezeichnet. Es setzt sich mit der rechtsradikalen Szene nach der Wende auseinander. Manja Präkels erzählt, dass das Buch stark autobiografische Züge trägt und auch die Erkenntnisse auf ihrer journalistischen Arbeit in die Geschichte eingeflossen sind. Ich muss zugeben, dass mich das Buch vorher nicht stark interessierte – aber nach dem Interview musste ich es mir am Sonntag noch beim Verbrecher Verlag kaufen und freue mich schon aufs Lesen.
Juli Zeh im Gespräch
Juli Zeh ist eine meiner Must-Read-Autorinnen. Bis auf den Brocken »Unterleuten« habe ich tatsächlich jedes Buch von ihr gelesen. Ich schätze ihren Schreibstil und ihre Ideen. Live gesehen habe ich sie aber noch nie – also musste ich das Gespräch im ARD Forum unbedingt mitnehmen. Und natürlich die Autogrammstunde nach ihrer Lesung im Frankfurt Pavilion.
Ruthard Stäblein stellte viele spannende Fragen und Juli Zeh antwortete sehr offen darauf. Ihr neues Buch ist eine Kritik unserer Leistungsgesellschaft, deren Kinder sich immer wieder selbst bewerten – genau wie ihr Protagonist, Henning. Warum sie einen Mann gewählt hat und keine Frau? Darüber hat sie gar nicht nachgedacht, antwortet Juli Zeh. Aber Überforderung sei nicht nur ein weibliches Thema, doch Männer dürften es noch weniger thematisieren als Frauen.
Henning vereint Täter und Opfer in einer Person, er klagt sich selber an, weil er de Leistungsdruck nicht standhalten kann, dem Perfektionismus, der erwartet wird. Doch noch mehr kommt in unserer modernen Gesellschaft dazu: Nicht nur Perfektionismus im Handeln, sondern auch die notwendige Lebensfreude, die man dabei ausstrahlen muss. Es wird erwartet, dass wir glücklich sind – doch das können wir nicht immer und dauerhaft sein und das sollten wir auch nicht von uns erwarten.
Alles in allem macht das Gespräch sehr neugierig auf das Buch. Juli Zeh sagt, dass es ihr bisher intensivstes Buch sei, vielmehr Novelle als Roman, die sie innerhalb kürzester Zeit niederschrieb, ohne dass sie gezielt geplant hätte. Mein Highlight: Ich konnte mir später noch eine Signatur abholen – endlich einmal ein signiertes Buch von Juli Zeh!
Margarete Stokowski im Gespräch
Ich habe mir nicht nur ein Gespräch mit Margarete Stokowski angehört, sondern gleich zwei. Bisher kenne ich nur ihre Kolumnen und keines ihrer Bücher – »Untenrum frei« durfte danach aber sofort bei mir einziehen. Margarete Stokowski hat mir in den Runden wirklich gut gefallen. Leider habe ich kein Autogramm von ihr bekommen können (die Geschichte mit dem lieben Bargeld …).
Messebummel mit Chrissi
Am Sonntag hatte ich tatsächlich keine großen Pläne. Zum Glück war an diesem Tag auch Chrissi von der Federecke auf der Messe, sodass wir zusammen durch die Hallen gestromert sind und über Bücher und die Welt geredet haben. Das war toll!
Außerdem war ich noch unterwegs, um ein paar Bücher zu kaufen und mir einen Wal vom Magellan Verlag zu holen – nach wie vor einer meiner Lieblingsverlage, von dem ich einfach auf jeder Messe mindestens ein Buch mitnehmen muss. Diesmal ist »Wir drei verzweigt« von Robin Benway eingezogen.
Non-Book-Stöberei
Wie immer durfte auch das Stöbern in Non-Book-Artikeln nicht fehlen. Hier bin ich eigentlich auf der Suche nach drei Sachen: Karten, Notizbücher und Stifte.
Die ersten beiden Sachen findet man in Halle 4.1 hinten links in der Papeterie. Die Notizbücher von Leuchtturm bekommt man zum Messerabatt, da musste ich einfach zugreifen. Ein paar Bücher zur Planung von Romanideen und zum Bullet Journaling sind bei mir eingezogen. Wenn man möchte, kann man sie sogar mit seinen Initialen prägen lassen.
Karten gab es dieses Jahr leider keine schönen – die ganzen tollen Stände aus dem letzten Jahr konnte ich nicht mehr finden. Sehr schade! Dafür habe ich ein paar Stempel mitgenommen, um meine Weihnachtskarten schön gestalten zu können.
In Halle 3.0 gibt es außerdem immer einen Stand von »Mein Manga Shop«, bei dem ich letztes Jahr schon Brushpens erstanden habe. Also habe ich meine Sammlung dieses Jahr noch durch ein paar Farben ergänzt und mir außerdem einen etwas feineren schwarze Brushpen gekauft, mit dem ich schon fleißig übe.
Das waren meine Highlights der Frankfurter Buchmesse 2018. Das Gespräch mit Inger-Maria Mahlke, der Preisträgerin des Deutschen Buchpreises habe ich leider verpasst, denn es überschnitt sich ganz ungünstig mit der Signierstunde von Juli Zeh und ich bin anschließend nicht mehr ins Zelt gelassen worden. Daher habe ich mich auch hier nur fürs Signieren angestellt und mir das Buch mitgenommen. Tatsächlich war ich letztens in der Buchhandlung schon kurz davor, mir »Archipel« zu kaufen, habe mich dann aber doch für »Der Vogelgott« von Susanne Röckel entschieden. Zu dem Buch habe ich aber leider nie richtig den Zugang gefunden – umso gespannter bin ich auf das Gewinnerbuch.
Außerdem habe ich mir natürlich auch in diesem Jahr die Halle des Gastlandes Georgien angeguckt. Eine schöne hölzerne Gestaltung mit vielen Gesprächsrunden. Leider habe ich bisher noch kein Buch von einem georgischen Autoren gelesen, habe es mir aber für die Zukunft vorgenommen: Den Übersetzungsboom muss man ja ausnutzen.
Alles in allem: Eine tolle Buchmesse, auch wenn ich diesmal nur auf den Besuchertagen war. Es war aber gar nicht so unangenehm voll, wie es schon mal war – vielleicht hat es sich wegen des guten Wetters so verlaufen. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das nächste Jahr, wenn es heißt: Ab nach Frankfurt!