Fernstudium: Tipps für die Organisation neben der Arbeit

Mein Lernplatz.

Seit beinahe zwei Jahren studiere ich nun Psychologie in Teilzeit neben meinem Vollzeitjob. Langsam hat sich alles eingependelt und ich habe eine gute Routine entwickelt. Ein erstes Fazit kann ich ziehen und meine Tipps für das Fernstudium neben der Arbeit weitergeben:

Leg dir feste Bearbeitungszeiten

Teil dir ein, wann du etwas für das Studium tust. Und dann kommt der Realitätscheck. Ich dachte anfangs, ich mache nach der Arbeit etwas für das Studium, musste dann aber schnell feststellen, dass meine geistige Aufnahmefähigkeit abends beschränkt ist. Daher habe ich meinen Tagesablauf umgestellt, stehe morgens früh auf und arbeite dann so viel ab, wie ich schaffe. Den Rest mache ich am Wochenende.

Insgesamt arbeite ich mit einem ziemlich flexiblen Zeitplan, den ich mir für jede Woche neu festlege, abhängig von dem, was in der Woche ansteht. Habe ich am Wochenende etwas vor, muss ich strikt alles unter der Woche durchziehen. Habe ich das Wochenende frei, schiebe ich auch mal einen lockeren Morgen ein (und gehe den Abend davor mit Freunden weg) und nutze dann den Samstag oder Sonntag für das Studium. Habe ich in einer Woche kaum etwas geschafft, sorge ich dafür, dass ich an einem freien Wochenende viel nachholen kann.

Das klingt ineffektiv? Das mag sein, aber ich kann auch wegen meiner Arbeit nicht ganz so statisch an die Sache herangehen, wie ich es mir manchmal wünsche. Denn Arbeit geht immer noch vor, das Studium ist nur ein hobbymäßiger Zusatz. Daher muss sich hier Studium nach Arbeit richten. Und manchmal auch nach Privatleben. Man könnte diese Arbeitsweise auch als äußerst agil bezeichnen.

Zieh es durch

Es ist so offensichtlich, aber dennoch die Grundlage, ohne die nichts funktioniert: Kontinuierliches Mitarbeiten ist das A und O im Fernstudium. Jede Woche, die ich das Pensum nicht abarbeite, muss ich später nachholen und am Ende staut sich ein ganzer Berg an Arbeit an. Im Präsenzstudium habe ich vieles kurz vor der Prüfung nachgearbeitet, dafür habe ich hier nicht die Zeit. Für meine Statistikprüfung habe ich mir nur zwei Tage freigenommen. In diesen zwei Tagen den ganzen Stoff nachzuholen ist illusorisch. Daher ist das Liegenlassen von Sachen keine Option, denn dann kann ich es gleich lassen.

Daher habe ich für folgendes Credo: Schaffe ich in einer Woche nicht alles (Gründe gibt es viele: Viel auf der Arbeit zu tun, ein verplantes Wochenende …), dann hole ich es in der nächsten Woche nach. Sonst schleife ich die Verzögerungen das ganze Semester über mit mir herum und spätestens vor der Prüfung wird es dann unangenehm.

Schaff dir einen Überblick über deinen Bearbeitungsstand

Jede Woche gibt’s neuen Stoff, daher weiß ich jederzeit, wo ich stehe. Das war mein erster Gedanke, als ich das Studium begonnen habe. Falsch gedacht! Es gibt so viele verschiedene To Do’s: Verschiedene Vorlesungen, Tutorien, die studentischen Foren, Bücher, die gelesen werden wollen, meine Mitschrift, eine Kurzzusammenfassung – ich verliere dabei schnell den Überblick. Insbesondere, wenn die Zeit doch einmal knapp war und ich nur einen Teil des Wochenpensums geschafft habe. Daher muss ein Überblick her, der mir stets verrät, wo ich noch Lücken habe.

Excel ist dabei mein liebster Freund. Hier notiere ich mir genau, welche Lernpakete ich durchgearbeitet habe. Außerdem kennzeichne ich mit einer Farbkodierung, wie gut ich ein Thema verarbeitet habe. Dafür nutze ich ein einfaches Ampelsystem: Besteht noch Nachholbedarf, ist die Zelle gelb, habe ich ein Thema gut aufgearbeitet und fühle ich mich sicher, wird die Farbe grün. Sachen, die noch ausstehen, sind rot markiert.

Meine Excel-Liste für das Wintersemester.

Hier seht ihr meine Excelliste für das letzte Semester. Sieht vielleicht ein bisschen seltsam aus auf den ersten Blick, aber es ist motivierend, die Zellen grün zu färben und verschafft mir einen guten Überblick.

Ich habe auch im ersten Semester einmal mit einem Bullet-Journal zur Dokumentation angefangen. Das war eigentlich ganz nett, für mich persönlich funktioniert die Excel aber besser, weil ich sie notfalls beliebig erweitern kann, wenn ich etwas nicht bedacht habe.

Dokumentiere alles

Der eine Punkt ist dir gerade nicht ganz klar? Notier ihn dir! Du hast bei dem einen Thema etwas außerhalb des Vorlesungsstoffs nachgelesen? Schreib auf, was und wo.

Ich habe gelernt, dass Dokumentation Trumpf ist. Wenn ich die Lektionen durcharbeite, erscheint mir in dem Moment vieles sonnenklar und einiges fällt mir schwer. Schreibe ich mir das nicht sofort auf, habe ich später die Fragezeichen im Kopf und weiß nicht mehr genau, wo ich nacharbeiten muss. So fällt die Prüfungsvorbereitung sehr viel leichter.

Bereite deine Notizen kreativ auf

Damit habe ich für meine Statistikprüfung erstmals angefangen. Ich habe kleine Schemata gezeichnet, Verbindungen zwischen den einzelnen Punkten. Auch Theorien, Modelle oder Prozesse lassen sich so hervorragend darstellen. Durch die Auseinandersetzung mit der idealen Darstellung bleiben die Sachen leichter im Kopf. Mir hilft es außerdem, alles noch einmal per Hand aufzuschreiben. Damit sind wir auch schon fast beim nächsten Punkt.

Meine Notizen im Studium

Meine Notizen im Studium: So habe ich für die Statistik-Klausur gelernt.

Finde deine Wiederholungsmethode

Meine Wiederholungsmethode ist das Einkürzen. Ich arbeite im Semester kontinuierlich mit und habe danach eine relativ ausführliche Zusammenfassung. Die arbeite ich vor der Prüfung nochmal durch und erstelle eine weitere Zusammenfassung. Dann fertige ich handschriftliche Notizen mit den wichtigsten Informationen an. Und so geht es weiter und weiter. Mir hilft das Aufschreiben, mir hilft das Einkürzen. Oft habe ich vor der Prüfung nur noch einen Zettel mit den wichtigsten Sachen, die ich mir bis dahin nicht merken konnte.

Sehr gut finde ich auch die Methode, alle Inhalte zu markieren und dabei das Raster »logisch erschließbar«, »einfach zu merken«, »schwer zu merken« anzuwenden. Indirekt mache ich das über meine Verknappungen, da bleibt am Ende meist nur »schwer zu merken« auf wenigen Seiten zurück.

Auch die Idee, sich schwer zu merkende Dinge an die Wände der Wohnung und Türen zu hängen, finde ich gut, habe es selber aber noch nie probiert.

Ich habe auch einmal Karteikartenapps ausprobiert. Aber das Erstellen der Karten war so zeitaufwändig und die Abfrage hat mir nicht ausreichend geholfen. Mir hilft es viel mehr, wenn ich Sachen wieder und wieder aufschreibe (dazu muss ich aber auch sagen, dass ich sehr schlecht im Auswendiglernen bin). Letztlich muss jeder selbst herausfinden, wie er am besten lernt. Es gibt so viele verschiedene Methoden …

Sei nicht zu streng mit dir

Der wohl wichtigste Punkt, den ich mir auch selber immer wieder vor Augen führen muss. Das Studium läuft nur nebenbei. Ich habe mir einiges damit vorgenommen (und das, obwohl ich eigentlich ein fauler Mensch bin). Anderen würde es leichter fallen, viele schaffen auch ein Vollzeitstudium neben der Arbeit. Das geht bei mir definitiv nicht und auch das musste ich mir erstmal eingestehen. Aber jeder hat sein eigenes Tempo, das von so vielen privaten Faktoren abhängt, die das Leben beeinflussen. Und das ist vollkommen okay.

So oft habe ich Tage, an denen meine Konzentration zu wünschen übrig lässt und ich den Stoff nicht wie geplant in meinen Kopf bekomme. Und auch das ist okay. Wir sind ja keine Hochleistungsmaschinen. Manchmal läuft es eben nicht wie geplant. Und das wichtigste ist, sich an so einem Punkt nicht selber zu viel Druck zu machen, denn Druck macht es nicht besser, sondern eher schlimmer. Das ist aber tatsächlich meine größte Herausforderung, der ich mich häufig stelle.


Das waren meine Tipps. Wie sieht es bei euch aus? Wie zieht ihr das Lernen neben einem vollen Alltag durch? Habt ihr vielleicht noch Ideen, wie ich meine Routine verbessern kann?

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