Yarncamp 2019: Frankfurt und die Garnenthusiasten

So sieht die Sessionplanung aus.

Ein Barcamp rund ums Thema Stricken und Häkeln? Viele Leute haben mich verwundert angesehen, als ich ihnen erzählt habe, wo es mich am ersten Novemberwochenende hin verschlagen hat. Das Yarncamp war einfach wunderbar!

Ich liebe Barcamps und freue mich, dass ich nach zwei Jahren voller vergeblicher Versuche endlich ein Ticket für das Yarncamp in Frankfurt ergattert habe. Dieses Themen-Barcamp dreht sich rund um Garne und alles, was damit zu tun hat. Strick- und Häkelbegeisterte kommen dabei voll auf ihre Kosten.

Insgesamt habe ich zwölf Sessions an zwei Tagen besucht – also volles Programm. Dabei herrschte eine bunte Themenvielfalt: Ich habe neue Stricktechniken gelernt, mich über Nachhaltigkeit ausgetauscht, mehr Wissen über Garne und ihre Eigenschaften erworben, Einblick in Produktionsprozesse erhalten und sogar Yoga gemacht!

Besonders hat mich begeistert, wie bereitwillig erfahrene Handarbeiterinnen ihr Wissen teilen. Mit so viel Geduld habe ich diverse neue Techniken gelernt. Und mit erfahrenen (und geduldigen) Lehrmeisterinnen lernt es sich einfach am besten!

Damit der Beitrag nicht zu lang wird, werde ich keine riesige Dokumentation schreiben, sondern kurz die Sessions anreißen, die ich besucht habe. Wenn ihr noch Fragen habt, stellt sie gerne! Also los geht’s:

Tag 1

Session 1: Garn- und Fasereigenschaften

Schafswolle, Kamelidenwolle, Seide, Pflanzenfasern und Chemiefasern – wo liegen eigentlich die Unterschiede? Was zeichnet die verschiedenen Garne aus? Dank Fabienne(pinkzombiecrafts) weiß ich nun, dass es Seide gibt, für die die Raupen nicht sterben müssen (Stichwort Peace Silk), dass Alpacas Kamelide sind und wie Viskose hergestellt wird. Besonders spannend wird es dann bei Mischungen, die mehrere Eigenschaften verbinden. Ich glaube, ich habe in dem Bereich noch einiges nachzuholen. Es gab auch eine Buchempfehlung von ihr: The Knitter’s Book of Yarn von Clara Parkes.

Sessions 2: Strickstücke selbst entwerfen

Zu Session 2 kam ich mit ein wenig Verspätung, sodass ich den Einstieg verpasst habe. Ich kam in die wilde Diskussion, ob es nicht Faustregeln gibt, mit denen man die Maße eines Strickstücks berechnen kann. Das Fazit: Nein. Alles hängt von Garn, Stricktechnik und den eigenen Körpermaßen ab. Um Maschenprobe, Ausmessen und Rechnen kommt man nicht herum. Alexandra Caspari von der Schmuckmanufaktur Caspari hat hier Einblicke gegeben, wie sie dabei vorgeht und welche Maße relevant sind.

Session 3: Italienischer Maschenanschlag für Socken

Die erste Praxisrunde für mich. Und ich muss mich entschuldigen: Ich habe leider den Namen der Referentin vergessen. Wir haben sogar eine ausgedruckte Anleitung bekommen und dann den Anschlag gelernt, der einen ganze lockeren Sockenrand ermöglicht. Gerade nachdem das anfangs mein größer Knackpunkt beim Sockenstricken war, freue ich mich schon darauf, diese Technik anzuwenden.

Session 4: Pascuali Bayalage Alpaka

Paul Pascuali von Pascuali hat nicht nur etwas über seine Garne und die Ursprünge seines Labels erzählt, sondern auch ein neues Garn exklusiv vorgestellt: Bayalage Alpaca, das mit ganz wunderbaren Farben daherkommt.

Aber das war nicht alles: Auch hier gab’s eine kleine Wollkunde. Welche Qualitätsstufen bei Alpacagarn gibt es? Wie werden die sortiert? Stammt Baby Alpaca tatsächlich vom jungen Alpaca (nein lautet die Antwort). Und außerdem durften wir ganz viele Proben betasten: Unter anderem eine Vikunjawolle – wie wunderbar weich das ist. Allerdings fürchte ich, werde ich meine Strickkünste nie als gut genug einschätzen, um etwas von so hohem Wert zu verstricken …

Sessions 5: Patent (Brioche) für Anfänger

Weiter ging es wieder mit etwas Praxis: Ute hat Anfängern wie mir Patent oder auch Brioche vermittelt. Neben ihren tollen und einsteigerfreundlichen Erklärungen hatte sie auch Anleitungen und Lesetipps dabei. Das Gute: Patent ist gar nicht kompliziert. Komplizierter wurde es dann erst am nächsten Tag, denn wir haben uns sofort für eine Folgesession am Sonntag verabredet.

Session 6: Zero Waste

Der Wunsch einer Teilnehmerin wurde in dieser Session umgesetzt. Caro von Caros Fummeley hat sich bereit erklärt, ihr Wissen zu teilen. Die ganze Session war ein reger Austausch und drehte sich darum, wie man Einmalgegenstände aus dem Haushalt verbannen, sie gegen Stricksachen ersetzen kann und welche Wolle sich für was eignet. Nebenbei wurden auch Produkte wie festes Shampoo und Bienenwachstücher diskutiert.

Session 7: Toe-up Socken (an der Spitze anfangen)

Socken von der Spitze an stricken? Auseinandergesetzt habe ich mich damit noch nie, dabei bietet die Methode so viele Vorteile. Umso besser, dass Ute hier eine Session angeboten hat. Der beste Anschlag für diese Art, Socken zu stricken, ist Judy’s Magic Cast On. Als Nadeln nutzt man am besten ein Nadelspiel in Kombination mit einer Rundstricknadel. Und so kompliziert sieht das alles gar nicht aus. Wir hatten auch noch genug Zeit, um über verschiedene Fersen- und Spitzenarten zu sprechen.

Alle sind fleißig am Üben.

Tag 2

Session 1: Qualitätssiegel Mulesing | Tierleidfreie Garne

Jasmin von Mein gehäkeltes Herz hat hier ihr Wissen zum Thema Tierschutz beim Stricken geteilt. Ich habe sehr viel gelernt, denn zum Beispiel war mir nicht bewusst, dass Mulesing lediglich in Australien und Neuseeland praktiziert wird. Auch Daniel von GrosseWolle, der regionale Wolle anbietet, hat sein Wissen geteilt. Vielen Dank an der Stelle für den umfangreichen Einblick!

Session 2: Bembelyoga

Nun wird’s aktiv: Wer viel strickt, kann Händen, Schultern und Nacken auch mal etwas Entspannung gönnen. Katha von Kitchener Stories hat mit uns ein wenig Yoga gemacht. Und ganz ehrlich, sie hat das Zeug zur Trainerin. Zum Glück hat sie am Sonntag diese zweite Session Bembelyoga angeboten.

Session 3: Heringbone

Nach der Entspannung geht’s weiter zur Praxis: Fischgrätmuster sieht toll aus und ich weiß nun dank Mika wie es funktioniert. Gleichzeitig muss man bei diesem Muster zwingend locker stricken: Es eignet sich also als gutes Training für alle Feststricker. Und es bietet eine schöne entspannte Routine.

Session 4: Patent/Brioche Zu- und Abnahmen

Brioche die zweite Runde. Diesmal geht’s um Zu- und Abnahmen im Patent. Und damit wird es erst richtig kompliziert. Obwohl Ute ihr Bestes gegeben hat und so toll erklärt, bin ich leider ausgestiegen und muss mir das ganze nochmal in Ruhe angucken. Aber: Ute hat auch gute Starterprojekte mit uns geteilt, um Brioche zu lernen, einmal »Rice Fields« und dann »Tourist Shawl«. Vielleicht wird eines davon eines meiner 2020-Projekte, Lust mich der Herausforderung zu stellen, hätte ich auf jeden Fall.

Mein Equipment und die tolle Yarncamp-Flasche.

Session 5: Färben für Zuhause

Wolle selber färben? Wer Lust hat, sich kreativ auszutoben und eine Mikrowelle hat, kann mit wenigen Hilfsmitteln direkt loslegen (Spoiler: Ich habe meine gerade verschenkt.). Bettina hat spontan die Session gehalten und ihr Färbewissen geteilt und es klingt wirklich weitaus weniger kompliziert als gedacht und nach sehr viel Spaß. Wer weiß, vielleicht kann ich ja mal jemanden mit Mikrowelle überreden, das mit mir zu machen. Bettina hat auch noch selbstgefärbte Knäuel gezeigt und sie hat so wunderschöne Farben gezaubert, ganz toll!

Ein Wochenende in Wohlfühlatmosphäre

Nach dem Sessioneinblick möchte ich die tolle Goodie-Bag hervorheben. Es ist grandios, wenn ein Barcamp so viele tolle Sponsoren findet. Und wenn diese dann sogar noch Material für die Teilnehmer zur Verfügung stellen – das ist unglaublich! Also, vielen, vielen Dank an Prym, Lana Grossa, Schachenmayr, Pony, Pascuali, Rico Design, Topp (frechverlag), Schmuckmanufaktur Caspari, Realmenknitpink, Gedifra, Schulana, Woolly Hugs, Schoppel Wolle, hubrich’s Design & Wolle Mobil, Grosse Wolle, Austermann, Reinland Seifen, Addi, KnitPro, Hessnatur, Westerwälder Wollschmiede, Stiebner Verlag, Himawari Knits, Miss Knitness uuund die liebe Katja, die dafür gesorgt hat, dass alle Teilnehmer auch in den Räumlichkeiten trinken konnten. Ihr habt das Yarncamp in dieser Form möglich gemacht! Und ich wette, ihr werdet hier auf dem Blog noch ein bisschen was über die Inhalte der Goodie Bag hier lesen können …

Hier meine Goodie-Bag auf dem Hotelbett – ich musste mir morgens einmal alles in Ruhe angucken …

Und was nicht unerwähnt bleiben sollte: Die Location im Haus des Buches ist ganz toll. Es ist nicht immer einfach, einen guten Ort für eine solche Veranstaltung zu finden, aber dieser hier war perfekt. Loben möchte ich auch das Essen: Es gab ein veganes Angebot, alles war superlecker, vom Frühstück, über das Mittagessen bis zum Kuchen. Daran denke ich wirklich gerne zurück. Leider habe ich kein Foto gemacht … Hach.

Ein ganz großes Dankeschön an die Organisatoren des Yarncamps! Die Veranstaltung ist top organisiert und wirklich gelungen. Ihr habt etwas Tolles auf die Beine gestellt und ich freue mich, dass ihr dieses Jahr einmal dabei sein konnte. Vielen Dank! Super finde ich auch die vielen Zusatzaktionen rund um das Barcamp wie das gemeinsame Tuchstricken oder Schick in Yarncamp-Strick. Da zeigt sich, dass eine richtige Community entstanden ist. Und die ist auch großartig! Ich habe eine wunderbare, wohlwollende Atmosphäre erlebt und viele tolle Menschen kennengelernt. Vielen Dank an alle, die Sessions gehalten und ihr Wissen so bereitwillig geteilt haben.

Da bleibt mir nur das Schlusswort: Ich hoffe, dass ich 2020 wieder schnell genug bin, um ein Ticket zu ergattern!

2 Kommentare

    • Liebe Sandra,
      es freut mich, dass du meinen (etwas vernachlässigten) Blog besucht hast und dir der Bericht gefallen hat. 🙂
      Ich hoffe darauf, dass ich dieses Jahr wieder schnell genug bin – und dann endlich eine von deinen Anleitungen nachgestrickt habe.
      Viele Grüße
      Marit

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